Unterbezahlt im Job – viele Arbeitnehmer fragen sich, ob sie auch davon betroffen sind. Wir haben für Sie fünf Anzeichen für eine Unterbezahlung durch den Arbeitgeber identifiziert, die Ihnen dabei helfen, Ihren Lohn einzuordnen. Denn nicht zuletzt zeigt auch Ihr Gehalt, ob Sie an Ihrem Arbeitsplatz Wertschätzung und Anerkennung erfahren – oder ob Sie Grund zur Unzufriedenheit haben.
Unterbezahlung im Job kann Langzeitfolgen haben
Wenn Sie sich mit einem Gehalt zufriedengeben, das unterhalb Ihres Marktwerts liegt, hat das auf lange Sicht gesehen Folgen. Karriere-Coach Angela Copeland erklärt: „Chronisch unterbezahlt zu sein, ist ein ernstes Problem. Sie machen sich jetzt vielleicht nicht viele Gedanken darüber. Aber wenn Sie unterbezahlt sind – wenn Sie in einer neuen Stelle anfangen und Ihr Arbeitgeber jedes Jahr Ihr Gehalt nur um zwei oder drei Prozent erhöht –, werden Sie in ein paar Jahren in der Mitte Ihrer Karriere weit zurückgefallen sein.“
Darüber hinaus basieren die Gehälter in vielen Unternehmen nicht auf eigenen Lohnskalen. Vielmehr legen Firmen oftmals zugrunde, was sie als Gehalt des Mitarbeitenden in einer vorherigen Position vermuten. „Jetzt unterbezahlt zu sein, kann sehr wohl bedeuten, auch in Zukunft unterbezahlt zu sein“, so Copeland. Gibt es Anzeichen für eine Unterbezahlung bei Frauen, so tritt hier oft zusätzlich das Phänomen des Gender Pay Gap auf. Denn Frauen sind bei Gehaltsverhandlungen weniger selbstbewusst. Die Gefahr, unterbezahlt im Job zu sein, ist damit ohnehin größer als bei männlichen Kollegen.
Welche Anzeichen für eine Unterbezahlung gibt es?
Wir haben fünf Anzeichen zusammengefasst – diese helfen Ihnen dabei, zu bestimmen, ob Sie mehr verdienen sollten. Die gute Nachricht: Mit unseren Tipps erkennen Sie relativ einfach, ob Sie unterbezahlt sind. Und wenn das der Fall ist, dann geben wir Ihnen praktische Hinweise für eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung mit auf den Weg. Doch welche fünf Anzeichen sprechen für eine Unterbezahlung und für eine Gehaltserhöhung?
1. Anzeichen für Unterbezahlung: Online-Gehaltsdaten ergeben eine höhere Bezahlung als Ihre
Mit dem Gehaltsvergleich von Glassdoor recherchieren Sie anhand Ihres Standorts, eines Unternehmens oder mithilfe des Jobtitels von Nutzern gepostete Gehaltsdaten – und erhalten damit einen wertvollen Einblick. So können Sie herausfinden, wie andere Kolleginnen und Kollegen in derselben Position bezahlt werden. Mit unserem Tool und der Möglichkeit, anhand verschiedener Kriterien zu suchen, können Sie einen Gehaltsdurchschnitt erstellen. Liegt Ihr Gehalt unter dem von Ihnen recherchierten Schnitt, sind Sie möglicherweise unterbezahlt.
Bonus-Tipp
Als zusätzliche Option ist es sinnvoll, ein angemessenes Gehalt für Ihren Job über Ihre persönlichen Lebensumstände zu ermitteln. Neben Ihrem eigenen Marktwert spielen hierbei die Lebenshaltungskosten an Ihrem Wohnort sowie Ihr individueller Einsatz im Unternehmen eine Rolle.
2. Anzeichen für Unterbezahlung: Jemand in Ihrer Firma gibt Ihnen einen Hinweis über höhere Gehälter
Copeland erinnert sich an den Tag, an dem sie ihr Gehalt einer Kollegin anvertraute. Diese antwortete, dass der Betrag niedriger war, als sie erwartet hatte. „Diese Person war die Angestellte, die für unsere Abteilung für die Finanzen verantwortlich war. Also nahm ich an, dass sie Insider-Informationen darüber hatte, was alle verdienen“, so Copeland. „Aufgrund ihres Kommentars fing ich an, Nachforschungen anzustellen und mein Gehalt neu zu verhandeln." Bedenken Sie jedoch, dass dabei Fingerspitzengefühl gefragt ist.
Und vor allem, dass Sie diese Informationen nicht als vorrangiges Argument für eine Gehaltsverhandlung nutzen sollten. Denn “die anderen” sind auf den ersten Blick kein guter – und kein alleiniger – Grund für mehr Geld. Ihre Leistungen und Ihr individueller Beitrag für das Team allerdings schon. Weigert sich Ihr Arbeitgeber aber, Ihnen trotz hervorragender Leistungen das Gehalt zu erhöhen, können Sie die unfaire Bezahlung ins Spiel bringen, ohne darüber zu sprechen, woher Sie die Information haben. Verdient nämlich tatsächlich jemand in Ihrem Umfeld in derselben Position und mit der gleichen Leistung mehr, haben Sie allen Grund, nachziehen zu wollen – und jedes Recht dazu.
3. Anzeichen für Unterbezahlung: Sie sind seit vielen Jahren beim gleichen Unternehmen
Mit jedem Jahr, das Sie in der gleichen Firma verbringen, freut sich Ihr Arbeitgeber. Sie kennen alle betrieblichen Abläufe, man kann auf Sie zählen und Ihr Arbeitgeber spart sich Kosten und Aufwand, weil er keine neuen Mitarbeitenden einlernen muss. „Wenn Sie länger als fünf Jahre in derselben Firma bleiben, besteht die Gefahr, dass Sie unterbezahlt sind“, warnt Copeland. Das Problem sei, dass viele Unternehmen die größten finanziellen Anreize für neue Mitarbeitende bieten – und nicht für bestehende Mitarbeiter:innen.
4. Anzeichen für Unterbezahlung: Sie haben den Job gewechselt, aber Ihr Gehalt hat sich nicht geändert
Copeland sagt: „Wenn Sie zu einer höher bezahlten Branche wechseln, zum Beispiel vom Non-Profit-Sektor zu einem Privatunternehmen, dann besteht die Gefahr, dass Ihr neuer Arbeitgeber die Situation ausnutzt und bei der Einstellung ein eher Ihrer alten Branche entsprechendes Gehalt anbietet, anstatt eine für den Arbeitgeber branchenübliche Vergütung zu zahlen."
Dieser Situation müssen Sie selbst aktiv entgegenwirken. Bei der Gehaltsvorstellung in Ihrer Bewerbung ist deshalb von Anfang an Selbstbewusstsein und eine professionelle Herangehensweise gefragt. Unser Ratgeber steht Ihnen auch hierbei zur Seite – damit Sie einen realistischen Gehaltswunsch ermitteln und formulieren können.
5. Anzeichen für Unterbezahlung: Sie haben nie ein höheres Gehalt ausgehandelt
Wann haben Sie Ihr Jobangebot erhalten und Ihren jetzigen Job angefangen? Haben Sie vor der Unterzeichnung des Vertrags Ihr Gehalt mit dem Unternehmen verhandelt? „Es kommt fast nie vor, dass ein Unternehmen einem Kandidaten sofort sein bestes Angebot unterbreitet“, erklärt Copeland. „Wenn Sie nicht nach mehr verlangen, geht Ihnen wahrscheinlich Geld durch die Lappen.“
Auch hier gilt: Wer seinen Marktwert kennt und den Gehaltswunsch professionell formuliert, läuft seltener Gefahr, unterbezahlt im Job zu sein. Von Anfang an Zeit und Mühe in eine Recherche zu investieren, zahlt sich also im wahrsten Sinne des Wortes aus.
Was kann ich bei Unterbezahlung tun?
Wenn Sie das Gefühl haben, unterbezahlt zu sein, haben Sie drei Möglichkeiten:
- Sie behalten Ihr aktuelles Gehalt.
- Sie bitten um eine Gehaltserhöhung.
- Sie gehen auf die Suche nach einem neuen Job und einem neuen Arbeitgeber.
Möchten Sie bei Ihrem derzeitigen Arbeitgeber bleiben und nach einer Gehaltserhöhung fragen, dann „müssen Sie gute Gründe dafür angeben, warum Ihnen ein höheres Gehalt zusteht “, so Copeland.
Wann ist der beste Zeitpunkt, mit dem Chef oder der Chefin über mehr Gehalt zu sprechen?
Haben Sie beispielsweise kürzlich mehr Verantwortung übernommen oder sogar eine Beförderung erhalten, sind das gute Gründe für eine Gehaltserhöhung. „Selten wird Ihr Chef Ihnen jedoch mehr Geld für die gleiche Arbeit geben“, betont Copeland. „Ihre jährliche Leistungsbeurteilung im Rahmen Ihres Mitarbeitergesprächs ist oft ein guter Zeitpunkt, um nach mehr Geld und/oder mehr Verantwortung zu fragen.“
Ein Jobwechsel bei Unterbezahlung gelingt nur mit guter Vorbereitung
Wenn Sie sich entscheiden, das Unternehmen zu wechseln, sollten Sie vorbereitet sein und sämtliche Gehaltsrecherchen im Voraus durchführen. Während eines Vorstellungsgesprächs beim Thema Vergütung unvorbereitet zu sein, ist zu Ihrem Nachteil.
„Machen Sie Gebrauch von den oben genannten Tools, um herauszufinden, was Sie verdienen sollten und was Sie wert sind. Dann gehen Sie mit diesen Informationen bewaffnet ins Interview. Um in Zukunft fair vergütet zu werden, müssen Sie in Ihrem nächsten Interview mehr verhandeln“, so Copeland.
Haben Sie keine Angst davor, gleich beim ersten Angebot nach einem großen Sprung nach oben zu fragen. Nutzen Sie Ihre Gehaltsrecherche als Verhandlungsinstrument.
Fazit: Unterbezahlung erkennen – und etwas dagegen unternehmen
Nutzen Sie unsere fünf Anzeichen für Unterbezahlung, um zu prüfen, ob Ihr Gehalt zu niedrig ist. Das Gute: Sie stehen dem jetzt nicht mehr wehrlos gegenüber, sondern haben mehrere Möglichkeiten, aktiv etwas dagegen zu tun. Im Gehalt spiegelt sich auch wider, ob Sie den Eindruck haben, Ihre Arbeit sei mit Wertschätzung und Anerkennung verbunden. Werden Sie dagegen nicht angemessen bezahlt, ist das ein triftiger Grund für Unzufriedenheit – und gegen diese können Sie angehen.
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