Für viele Bewerber:innen spielt das Gehalt bei der Jobsuche eine große Rolle. Eine erste, grobe Orientierung für die eigene Gehaltsvorstellung bietet das Durchschnittsgehalt in Deutschland beziehungsweise der jeweiligen Branche. Doch was genau steckt hinter dem Durchschnittsgehalt, wie wird es berechnet und welche Faktoren beeinflussen es? Wir haben Ihnen die wichtigsten Informationen zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
Wie setzt sich das Durchschnittsgehalt zusammen? Median und Co.
Arbeitnehmer:innen in Deutschland verdienen im Schnitt 49.200 Euro brutto jährlich. Viele Beschäftigte, gerade in systemrelevanten Berufen wie der Pflege, können von dieser Zahl allerdings nur träumen. Wie wird das Durchschnittsgehalt also festgelegt?
Um die Höhe des mittleren Einkommens zu bestimmen, wird der Mittelwert der Bruttogehälter aller rentenversicherten Arbeitnehmer:innen in Deutschland herangezogen. Dieser wird jedes Jahr durch das Statistische Bundesamt erhoben und von der Bundesregierung unter Zustimmung des Bundesrats festgestellt und veröffentlicht. Die erhobenen Daten beziehen sich allerdings auf das durchschnittliche Bruttoeinkommen aller Vollzeitbeschäftigten, es wird also das arithmetische Mittel bestimmt.
Das gesamte Einkommen wird dabei durch die Anzahl der Vollzeitbeschäftigten geteilt – statistisch gesehen gleicht deshalb ein Millionengehalt viele geringe Gehälter aus und bildet ein verzerrtes Durchschnittsgehalt ab. Aussagekräftiger wäre das Durchschnittsgehalt in Deutschland, wenn stattdessen der Median benannt werden würde.
Was ist der Median?
Der Median wird auch Zentralwert genannt. Damit ist der Messwert genau in der Mitte aller einzelnen Daten gemeint, wenn man die Messwerte der Größe nach sortieren würde. Mit dieser statistischen Methode werden Ausreißer, beispielsweise die Gehälter von Großverdiener:innen, im Ergebnis nicht berücksichtigt.
Ein einheitliches Durchschnittsgehalt gilt eher als Richtwert und existiert in dem Sinne nicht. Eigentlich unterscheidet sich das Durchschnittseinkommen von Arbeitnehmer:innen in Deutschland stark und hängt von unterschiedlichen Faktoren ab.
Faktoren, die das Durchschnittseinkommen beeinflussen
Die Höhe des Durchschnittsgehalts in Deutschland richtet sich unter anderem nach Alter, Berufserfahrung, Bildungsstand, Berufsfeld und Geschlecht. Wenn Sie also Ihre eigenen Verdienstmöglichkeiten einschätzen wollen, sollten Sie nicht nur die Berufsbezeichnung einbeziehen.
Alter und Berufserfahrung
Die Berufserfahrung hängt häufig direkt mit Altersgruppen zusammen und spielt eine wichtige Rolle bei der Gehaltsbildung. Da Berufsanfänger:innen meist weniger verdienen als Berufserfahrene, ist ihr Durchschnittsgehalt dementsprechend niedriger. In den meisten Branchen steigt das Durchschnittsgehalt mit zunehmendem Alter und Berufserfahrung.
Bildungsstand
Ob man in den Beruf nach einer Ausbildung oder einem Studienabschluss startet, macht in vielen Fällen einen Unterschied auf dem Konto. Wer eine Ausbildung mit Abitur gemacht oder studiert hat, verdient im Regelfall mehr als Bewerber:innen, die eine Ausbildung mit Realschulabschluss oder einen Beruf nach dem Quali ergriffen haben.
Doch nicht nur das: Auch das Studienfach und der akademische Grad (zum Beispiel Bachelor versus Master) beeinflussen das Durchschnittsgehalt deutscher Arbeitnehmer:innen maßgeblich. Mehrheitlich gilt hier: je höher der akademische Grad, desto höher das Einkommen.
Berufsfeld
Besonders große Unterschiede beim Durchschnittsgehalt ergeben sich im Vergleich der Branchen. In einigen Branchen sind die Gehälter größer als in anderen, so verdienen Angestellte in der Pharmaindustrie beispielsweise mehr als Angestellte im Gastgewerbe. Unsere Top 3 richten sich nach dem Gehaltsreport 2023 für Deutschland – und schlüsseln die Branchen noch einmal genauer auf:
Top 3 der bestbezahlten Branchen in Deutschland
- Platz 1: Bankensektor – Vollzeitbeschäftigte in dieser Branche dürfen sich über ein Mediangehalt von rund 57.600 Euro brutto im Jahr freuen – sie führen die Liste damit an.
- Platz 2: Luft- und Raumfahrtindustrie – Arbeitnehmer:innen, die in diesem Sektor tätig sind, verdienen im Median etwa 56.200 Euro.
- Platz 3: Pharmabranche – Mit einem Bruttomediangehalt von rund 54.800 Euro belegen Beschäftigte aus diesem Sektor den dritten Platz beim Ranking des bestbezahltesten Branchen in Deutschland.
Top 3 der am schlechtesten bezahlten Branchen in Deutschland
- Platz 1: Gastgewerbe – Beschäftige im Gastgewerbe bilden mit einem Mediangehalt von 34.195 Euro das Schlusslicht im aktuellen Gehaltsreport der Branchen.
- Platz 2: Land und Forstwirtschaft/Fischerei und Gartenbau – Angestellte aus diesem Sektor erhalten etwa 36.141 Euro brutto im Jahr und belegen damit den vorletzten Platz.
- Platz 3: Handwerk – Mit einem Median von 37.483 Euro belegt die Handwerksbranche den dritten Platz. Wichtig zu wissen: Wer einen Meistertitel innehat und einen erfolgreichen Betrieb führt, ist von diesem Gehalt in der Regel weit entfernt – und darf sich stattdessen über ein sicheres und hohes Einkommen freuen.
Geschlechterunterschiede: Gender Pay Gap
Der sogenannte Gender Pay Gap spielt weiterhin eine große Rolle bei der Verteilung der Gehälter. Im Durchschnitt verdienen Frauen in Deutschland etwa 21 Prozent weniger als Männer. Laut Statistischen Bundesamt ist der Verdienstunterschied besonders dadurch bedingt, dass Frauen oft in schlechter bezahlten Berufen arbeiten, in denen die Chancen eine Führungsposition zu erreichen, geringer sind. Und der Anteil der Frauen, die aufgrund von Kinderbetreuung oder der Pflege von Angehörigen in Teilzeit arbeiten oder einem Minijob nachgehen, ist höher als bei den Männern.
Dennoch: Bei den Gehaltsunterschieden zwischen den Geschlechtern muss zwischen dem bereinigten und dem unbereinigten Gender Pay Gap unterschieden werden. Dabei wird nicht das jährliche oder monatliche Durchschnittsgehalt von Frauen und Männern einbezogen, sondern der Bruttostundenverdienst.
Unbereinigter Gender Pay Gap | Bereinigter Gender Pay Gap |
Beim unbereinigten Gender Pay Gap handelt es sich um die Lohnlücke beim durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von Männern und Frauen ohne Anpassungen. Das bedeutet: Hier ist auch der Verdienstunterschied enthalten, der zum Beispiel auf die Ausübung unterschiedlich bezahlter Berufe, unterschiedlicher Karrierelevel oder Qualifikationen zurückgeführt werden kann. | Beim bereinigten Gender Pay Gap wird hingegen genau der Teil des Verdienstunterschieds herausgerechnet, der durch strukturelle Unterschiede zwischen den Geschlechtern entsteht (Beruf, Branche, Karrierelevel …). Dadurch wird klar: Frauen verdienen trotz gleicher Qualifikation in vergleichbaren Tätigkeiten immer noch 5,5 bis 7 % Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. |
Wie hoch ist das Durchschnittsgehalt in Deutschland 2023?
Wenn man sich die Entwicklung des Durchschnittsgehalts ansehen will, ist es wichtig, zwischen Brutto- und Nettoverdienst zu unterscheiden. Das Durchschnittsgehalt in Deutschland wird üblicherweise als Bruttowert angegeben, weil das Nettogehalt durch unterschiedliche Steuerklassen und Sozialabgaben deutlich variieren kann. Für einen Vergleich ist das durchschnittliche Nettogehalt also nur bedingt geeignet.
Median: Bruttodurchschnittsgehalt in Deutschland 2023
Von über 560.000 ausgewerteten Gehaltsdaten im Gehaltsreport 2023 ergibt sich ein Median von 43.842 Euro brutto für ganz Deutschland.
Gehaltsvergleich: Was ist ein gutes Gehalt im Jahr 2023?
Wenn Sie herausfinden wollen, ob Ihr Gehalt 2023 im Vergleich hoch oder eher gering ausfällt, sollten Sie Ihren Verdienst zunächst in Relation setzen.
Das Bruttodurchschnittsgehalt beziehungsweise der Median 2023 in Deutschland liegt bei 43.842 Euro brutto.
Das ergibt ein monatliches Durchschnittsgehalt von rund 3.654 Euro brutto.
Von allen erfassen Gehaltsdaten liegt also die eine Hälfte über dem Median, die andere darunter.
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Die bestbezahlten Berufsgruppen 2023 in Deutschland sind übrigens:
- Ärzt:innen: Sie zählen im Jahr 2023 zu Deutschlands Topverdiener:innen mit einem Bruttomediangehalt von 93.800 Euro jährlich – doppelt so viel wie der bundesweite Durchschnitt. Dafür ist dieser Beruf mit einem langen Studium, einer anschließenden Facharztausbildung und jeder Menge Verantwortung verbunden.
- In die bestbezahlten Berufsgruppen reihen sich außerdem Beschäftige in der Unternehmensberatung mit knapp 54.000 Euro Bruttogehalt ein, dicht gefolgt vom Ingenieurswesen (ca. 52.600 Euro) und der IT-Branche (ca. 52.000 Euro).
Berufe & Berufsgruppen | Bruttogehalt (Median) |
Ärzte | 93.793€ |
Consulting | 53.956€ |
Ingenieurwesen | 52.577€ |
IT | 52.045€ |
Marketing & PR | 49.249€ |
Bankwesen, Finanzen & Versicherung | 48.415€ |
Personalwesen | 46.738€ |
Vertrieb | 43.605€ |
Handwerksberufe | 39.956€ |
Gesundheits- & Sozialwesen | 38.139€ |
Einkauf & Logistik | 38.010€ |
Angenommen, Sie verdienen 3.000 Euro brutto im Monat: Zur ersten Orientierung, ob das Gehalt angemessen ist und nah am Durchschnitt liegt, dient der jeweilige Median der Berufsgruppe, der Sie zugehörig sind.
- Arbeiten Sie zum Beispiel im Gesundheits- und Sozialwesen, entspricht der Median monatlich rund 3.178 Euro brutto. Ein monatliches Bruttogehalt von 3000 Euro läge dann nur knapp unter dem Median.
- Das Bruttomonatsgehalt von Ärzt:innen in Deutschland liegt hingegen bei 7.816 Euro. Ein Einkommen von 3000 Euro würde deshalb stark vom Median abweichen.
Zusätzlich zum Median sollten Sie weitere Aspekte in Betracht ziehen. Wie viel Berufserfahrung bringen Sie mit? Welchen Abschluss haben Sie? In welcher Region sind Sie angestellt?
Gehaltsentwicklung in Deutschland: Trend der letzten Jahre
In den Jahren vor der Coronakrise stiegen die Bruttogehälter in Deutschland kontinuierlich, bis 2020 die Lohnentwicklung etwas einbrach. Seitdem geht der Trend jedoch wieder aufwärts:
- Im Jahr 2021 lag das monatliche Durchschnittsgehalt aller Arbeitnehmer:innen in Deutschland bei 3.199 Euro brutto.
- 2022 betrug das Durchschnittsgehalt je Arbeitnehmer:in in Deutschland dann 3.332 Euro brutto im Monat.
Während also im Jahr 2020 durch die Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen die Gehaltsentwicklung um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sank, stieg sie 2021 um 3,7 Prozent, 2022 um 5,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an.
Auch wenn die Höhe des Bruttogehalts sich kontinuierlich ändert, bleiben zwei Faktoren bei den Trends gleich – die Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern sowie die deutlichen Unterschiede bei den Bruttomonatsverdiensten in den verschiedenen Branchen.
In welchen Bundesländern verdient man am besten?
Neben Branche, Geschlecht und Co. kommt es beim Durchschnittsgehalt vor allem auch darauf an, in welchem Bundesland Sie beschäftigt sind. Besonders auffällig ist dabei das Gehaltsgefälle zwischen den alten und neuen Bundesländern, selbst über dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung.
Am besten verdienen Sie in:
- Hamburg
- Baden-Württemberg
- Hessen
- Bayern
Die Schlusslichter beim Gehalt bilden:
- Brandenburg
- Mecklenburg-Vorpommern
- Thüringen
- Sachsen-Anhalt
Tabellenübersicht: Durchschnittsgehalt der Bundesländer 2023
Zur Erinnerung: Der Medianwert des Durchschnittsgehalts in ganz Deutschland liegt 2023 bei gut 43.800 Euro brutto. So sieht das durchschnittliche Bruttogehalt 2023 in den verschiedenen Bundesländern im Vergleich aus:
Rang | Bundesland | Bruttogehalt (Median) |
1. | Hamburg | 48.132 € |
2. | Baden-Württemberg | 47.962 € |
3. | Hessen | 47.762 € |
4. | Bayern | 47.757 € |
5. | Nordrhein-Westfalen | 44.230 € |
6. | Bremen | 43.434 € |
7. | Berlin | 43.179 € |
8. | Rheinland-Pfalz | 41.972 € |
9. | Niedersachsen | 41.924 € |
10. | Saarland | 41.462 € |
11. | Schleswig-Holstein | 40.820 € |
12. | Sachsen | 37.037 € |
13. | Brandenburg | 36.607 € |
14. | Mecklenburg-Vorpommern | 36.191 € |
15. | Thüringen | 36.588 € |
16. | Sachsen-Anhalt | 36.122 € |
Denken Sie daran, dass der Median nur als grober Richtwert dient. Sähe man sich die Verteilung gemeinsam mit weiteren Faktoren an, würde das Ranking ein wenig anders ausfallen. So ist das Durchschnittsgehalt von Nicht-Akademiker:innen beispielsweise in Baden-Württemberg am höchsten, von Akademiker:innen in Bayern.
Für den persönlichen Gehaltscheck dient das Durchschnittsgehalt in der jeweiligen Branche innerhalb eines Bundeslandes zur ersten Einschätzung. Einen individualisierten Gehaltsvergleich auf Basis Ihrer aktuellen Jobsituation bietet außerdem der Lohnspiegel. Hier werden weitere Variablen zum Vergleich herangezogen, zum Beispiel die Berufsbezeichnung, Berufserfahrung, Position oder Arbeitszeit. So kann Ihr Bruttogehalt mit dem von Arbeitnehmer:innen, die ähnliche Angaben gemacht haben, verglichen werden.
Eine nützliche Hilfestellung bietet Ihnen dabei unser Gehaltsvergleich bei Glassdoor.
Fazit: Das sollten Sie beim Durchschnittsgehalt in Deutschland beachten
Das durchschnittliche Einkommen der arbeitenden Bevölkerung in Deutschland variiert stark. Einheitliche Verdienstmöglichkeiten gibt es nicht – und eine genaue Einschätzung ist oftmals nur auf Grundlage konkreter Informationen möglich.
Informieren Sie sich also regelmäßig über die Gehaltsentwicklungen in Ihrer Branche und Position. Dafür ist es wichtig, dass Sie zum einen wissen, welche Anzeichen für eine Unterbezahlung sprechen – und dass Sie zum anderen wichtige Tipps zur Einordnung eines guten Gehalts kennen und auf Ihren Job übertragen können.
Stellen Sie fest, dass Ihr Lohn nicht angemessen ist, unterstützt Sie unser Ratgeber für eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung dabei, Ihre Ziele zu erreichen. Denn nur wenn Sie selbstbewusst sind und für Ihre Interessen einstehen, haben Sie die besten Chancen auf ein gutes Einkommen und einen Job zu finden, der zu Ihnen passt!