Eine Beförderung ist meist Grund zur Freude. Ihre Arbeit wird wertgeschätzt, Ihr Chef traut Ihnen mehr Verantwortung zu und meistens bekommen Sie auch noch mehr Geld. Wie sollte jemand auf die Idee kommen, das Angebot einer Beförderung abzulehnen? Es gibt einige Gründe, die für die Ablehnung einer Beförderung sprechen. Dennoch sollte diese Entscheidung wohlüberlegt sein. Lesen Sie hier, welche Gedanken Sie sich machen und welche Fragen Sie sich stellen sollten, um die richtige Entscheidung zu treffen.
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Beförderung ablehnen – oder nicht? So treffen Sie die richtige Entscheidung
Hurra, eine Beförderung! Doch wenn Sie genauer darüber nachdenken, spüren Sie beim Gedanken an Ihr Beförderungsgespräch nicht nur Freude, sondern vor allem auch Bedenken und Sorgen? Diese Entscheidung kann Ihre Zukunft verändern, daher sollte sie nicht übers Knie gebrochen, sondern gut überlegt sein.
Kann oder darf man eine Beförderung ablehnen? Ja! Und manchmal kann das für Sie genau die richtige Entscheidung sein. Doch wie stellen Sie fest, ob eine Beförderung zu diesem Zeitpunkt das Richtige für Sie ist? Stellen Sie sich dafür die folgenden Fragen – und beantworten Sie diese ehrlich und Schritt für Schritt.
Passt die Beförderung zu Ihrer Karriereplanung?
Überlegen Sie, wie Sie sich Ihre zukünftige Karriere vorgestellt haben und fragen Sie sich, inwiefern die Beförderung Ihre Karriere fördern oder ausbremsen würde. Denn nicht immer entspricht der Aufstieg den eigenen Vorstellungen und Erwartungen. Vielleicht haben Sie andere Karrierepläne oder streben gerade einen Arbeitgeberwechsel an. Eventuell möchten Sie sogar Bewerbungen schreiben und haben gedanklich schon mit Ihrem alten Job abgeschlossen.
Joel Garfinkle, Executive Coach und Autor von Getting Ahead: Three Steps to Take Your Career to the Next Level, empfiehlt, hier noch weiter in die Zukunft zu blicken:
„Überlegen Sie sich nicht nur, ob die Beförderung, die man Ihnen angeboten hat, gut für Ihre Karriere ist, sondern denken Sie auch über die nächsten zwei oder drei Schritte nach, die auf die Beförderung folgen. Es ist wie in einem Schachspiel: Es geht bei einem Zug nicht nur um diesen Zug, sondern auch um die darauffolgenden Züge. Eine Beförderung, die in Ihrem Unternehmen in eine Sackgasse führt, wird möglicherweise kein guter, langfristiger Zug für Sie oder Ihre Karriere sein.“
Lässt sich die Beförderung mit Ihrer aktuellen Lebenssituation vereinbaren?
Wo stehen Sie gerade im Leben und wie sehen Ihre Pläne aus? Vielleicht haben Sie eine Familie gegründet oder planen dies in naher Zukunft. In diesem Fall möchten Sie Ihre Zeit vermutlich lieber der Familie widmen, als noch mehr Stunden am Tag zu arbeiten. Würden sich die neue Verantwortung und die neuen Arbeitszeiten daher mit der Familie vereinbaren lassen oder würde Ihre Work-Life-Balance darunter leiden? Möglicherweise würde eine Beförderung auch einen berufsbedingten Umzug bedeuten. Hier stellt sich erst recht die Frage, ob dies mit der Familie vereinbar ist, beziehungsweise, ob es Ihnen den Aufwand wert ist. Gerade wenn Kinder von Ihnen bereits in die Schule gehen, ist das keine Entscheidung, die schnell und einfach getroffen werden kann.
Bonus-Tipp von Joel Garfinkle, Executive Coach
„Mehr Geld und ein besserer Titel bedeuten nicht immer eine höhere Lebensqualität. Wenn zum Beispiel Ihre Vierzigstundenwoche auf 60 Stunden steigt oder wenn Sie derzeit 10 % Ihrer Arbeitszeit reisen und in der neuen Position 30 % reisen werden müssen, kann dies Auswirkungen auf Ihre Work-Life-Balance und Ihre Familie haben. Berücksichtigen Sie dies bei Ihrer Entscheidung.“
Was fühlen Sie, wenn Sie an das Beförderungsangebot denken?
Zuletzt ist wichtig, dass Sie auf sich selbst und Ihre Intuition hören. Freuen Sie sich auf die neue Position, wenn Sie an das Beförderungsangebot denken? Der zusätzliche Workload und die neue Verantwortung können in der Kombination auch mentalen Stress mit sich bringen, wenn Sie sich der Aufgabe nicht gewachsen oder sich damit überfordert fühlen. Diese Gefühle sind völlig normal und in Ordnung. Vielleicht sind Sie mit ihrer jetzigen Stelle mehr als zufrieden – und können dort auch ohne eine Beförderung noch weiter aufblühen. Ist die Beförderung damit verbunden, dass Sie eine Leitungsposition übernehmen sollen, machen Sie sich bewusst: Eine Führungsposition ist nicht für jede:n gemacht – und das ist in Ordnung. Vielleicht arbeiten Sie lieber selber an Projekten, als diese vordergründig zu managen. Sie kennen sich selbst am besten und müssen daher für sich entscheiden, wie Sie sich mit einer Beförderung fühlen würden. Und ob Sie zum Beispiel die Eigenschaften einer Führungskraft bei sich selbst sehen.
Tipp: Auch die Zusammenarbeit mit Kollegen und Kolleginnen ist ein entscheidender Faktor. „Es gibt Menschen, mit denen wir gerne arbeiten und es gibt einige Menschen, bei denen dies nicht immer der Fall ist. Wenn Sie wegen einer Beförderung Ihr Team wechseln müssen und/oder einen neuen Chef bekommen, sollten Sie sicherstellen, dass Sie mit diesen Menschen produktiv arbeiten können und dass diese Mitarbeiter:innen Ihnen dabei helfen werden, in Ihrer Karriere voranzukommen“, sagt Garfinkle.

Beförderung ablehnen: Welche Gründe gibt es?
Es gibt also eine Reihe an Gründen, die dafür sprechen, eine Beförderung abzulehnen. Zusammenfassend sind das etwa:
- Die Beförderung passt nicht zu Ihrer eigenen Karriereplanung.
- Sie möchten den Arbeitgeber wechseln und sind auf Jobsuche.
- Ihr Privatleben lässt sich nicht mit einer neuen Position vereinbaren.
- Sie fühlen sich der Herausforderung nicht gewachsen, fürchten zu viel Stress und möchten Ihren Verantwortungsbereich nicht erweitern.
- Ein Team- oder Abteilungswechsel aufgrund einer Beförderung kommt für Sie nicht infrage.
- Das neue Gehalt ist Ihnen die Mehrarbeit nicht wert.
Was kann ich tun, wenn ich unsicher bin, ob ich die Beförderung ablehnen oder annehmen soll?
Sie sind alle Fragen durchgegangen, haben die Gründe abgewogen – und sind immer noch unsicher? Dann machen Sie sich mit den Einzelheiten des Beförderungsangebots vertraut, denn diese sind genauso wichtig wie das Gehalt. Wie bei einer Gehaltsverhandlung geht es auch bei einer Beförderung um den Versuch, einen gemeinsamen Konsens zu finden. Es wird erwartet, dass Sie Fragen stellen. Indem Sie sich nach den Einzelheiten der Beförderung erkundigen, können Sie herausfinden, ob die Beförderung und die damit verbundenen Verantwortlichkeiten dem, was Sie sich für Ihre Karriere und Ihr Bankkonto vorstellen, entsprechen. So können Sie final entscheiden, ob Sie das Angebot annehmen möchten, oder nicht.
Nehmen Sie sich außerdem genug Zeit für Ihre Entscheidungsfindung. Treffen Sie die Entscheidung für sich, für Ihre Familie und Ihre Lebenssituation und lassen Sie sich nicht zu sehr von den Meinungen anderer beeinflussen.
Sie nehmen die Beförderung an? Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer neuen Stelle! Sie lehnen die Beförderung ab? Sie sind einen wichtigen Schritt gegangen, um sich selbst zu schützen. Seien Sie in beiden Fällen stolz darauf.
Die Beförderung ablehnen: So geht’s
Entscheiden Sie sich gegen die Beförderung, machen Sie sich bewusst, dass Vorgesetzte nicht mit einer Absage rechnen. Bereiten Sie das persönliche Gespräch daher optimal vor und zeigen Sie Einfühlungsvermögen:
- Beginnen Sie damit, sich für das Beförderungsangebot bei Ihrem Vorgesetzten zu bedanken.
- Machen Sie klar, dass Sie den Vertrauensvorsprung zu schätzen wissen.
- Sagen Sie, dass Ihnen die Entscheidung nicht leicht gefallen ist und liefern Sie eine kurze und gut begründete Erklärung. Achtung: Bei einem geplanten Jobwechsel sollten Sie zunächst noch Stillschweigen bewahren, da Ihr:e Chef:in hier nicht der oder die richtige Ansprechpartner:in ist!
- Betonen Sie – falls dies der Fall ist –, dass Sie dem Unternehmen treu bleiben möchten.
- Führen Sie private Gründe nicht ausschweifend aus. Eine Familiengründung etwa ist Ihre Privatsache, ein möglicher Schulwechsel für die Kinder oder das Übernehmen von mehr Arbeitsstunden lässt sich dagegen gut als Argument anführen. Wägen Sie sorgfältig ab, welche Themen Sie hier ansprechen können – und sollten.
Gegebenenfalls gibt es zudem die Möglichkeit, einen Alternativvorschlag zu äußern. Das kann zum Beispiel ein neues Themengebiet sein, das Sie gerne übernehmen möchten oder eine andere Aufgabe, die auch ohne Beförderung spannend für Sie wäre. Auch eine berufliche Neuorientierung innerhalb Ihres Betriebs zählt dazu.
Fazit – eine Beförderung abzulehnen ist in bestimmten Situationen die richtige Entscheidung
Die Zusage für eine Beförderung ist nicht in jeder Lebenssituation die richtige Entscheidung. Auch wenn Ihr Umfeld anders entscheiden würde, können letztendlich nur Sie wissen, was das Richtige für Sie ist – und ob Sie sich dafür oder dagegen aussprechen möchten. Gehen Sie also mit unseren Tipps Schritt für Schritt vor. Und lassen Sie sich für Ihre Entscheidung für oder gegen eine Beförderung die Zeit, die Sie brauchen!