Wenn Ihnen die Arbeit keinen Spaß mehr macht, haben Sie wahrscheinlich schon oft davon geträumt, einfach zu kündigen. Vielleicht langweilen Sie sich im Job oder aber Sie haben so viel zu tun, dass Ihnen alles über den Kopf wächst.
In diesem Beitrag
Unglücklich im Job?
Karrieretechnisch gibt es kaum etwas Schlimmeres, als in einem Job festzustecken, der sich nach einer Sackgasse anfühlt. Haben Sie keine Rücklagen oder sind aus anderen Gründen finanziell auf die Stelle angewiesen, dann fühlt sich die Situation noch auswegsloser an.
Sich einen neuen Arbeitsplatz zu suchen klingt einfach. Aber in der Umsetzung gestaltet es sich oft schwierig. Schließlich ist die Suche nach einem passenden Job mit viel Aufwand verbunden.
Was Sie jetzt brauchen, sind ein paar nützliche Tipps vom Experten! Wir haben Karriere-Coaches Lisa Lewis und Christian B. Rahe-Helmerichs nach ihren Tipps gefragt. Lesen Sie jetzt, was Sie tun können, wenn die Arbeit keinen Spaß mehr macht.

1. Ergründen Sie Ihre Motivation
„Meistens fängt es mit einer Unzufriedenheit an: Die Aufgaben, das Gehalt oder das Team passen Ihnen nicht mehr“, sagt Rahe-Helmerichs. „Hieraus entsteht der erste und wichtige Handlungsimpuls: Ich muss hier weg! Doch wohin soll es gehen? Für die Suche nach dem besseren Job ist entscheidend, dass Sie nicht nur wissen, was Sie nicht wollen, sondern auch was Sie stattdessen möchten.“
Unser Experte rät, sich deshalb Gedanken über ein paar wichtige Fragen zu machen:
- Was interessiert mich?
- Was ist mir wichtig im Leben?
- Von welchen meiner Fähigkeiten profitieren andere am meisten?
- Was macht mir Spaß?
Rahe-Helmerichs: „Tragen Sie die Erkenntnisse Ihrer Selbstreflexion in einer Übersicht zusammen. Es entsteht eine Art persönlicher Leitstern, der Ihnen den Weg weist. Er enthält Ihre Werte, Vorstellungen und Wünsche ebenso wie Ihre Potenziale, Ressourcen und Fähigkeiten.“
Diese persönliche Checkliste können Sie nutzen, um entweder Verbesserungen in Ihrem bestehenden Arbeitsverhältnis anzustreben, oder aber sich auf die Suche nach einem neuen Job zu machen.
2. Ändern Sie, was Sie stört
Haben Sie schon alles probiert, um Ihre Arbeitssituation zu verbessern?
Laut Lewis gibt es ein paar bewährte, aber weniger offensichtliche Methoden, mit denen Sie Ihre Arbeit erträglicher gestalten können.
- Arbeiten Sie häufiger im Home Office.
- Bitten Sie bei umfangreichen Projekten einen Kollegen um Unterstützung.
- Feiern Sie Ihre Überstunden mit einem freien Tag ab, wenn Sie abends oft lange im Büro bleiben.
„Schlagen Sie Ihrem Vorgesetzten Veränderungen vor, die Ihnen mehr Flexibilität erlauben und Sie zufriedener machen“, rät Lewis.
Ist Ihr Chef der Grund für Ihre Unzufriedenheit im Job?
In diesem Fall hat Lewis die folgenden Tipps parat:
- Versuchen Sie das Team (und damit den Vorgesetzten) zu wechseln.
- Arbeiten Sie an Projekten mit anderen Teammitgliedern.
- Nehmen Sie sich Zeit für ausgiebige Mittagspausen mit einem befreundeten Kollegen.

3. Probieren Sie etwas Neues
Lewis rät dazu, den TED-Talk „The Happy Secret to Better Work“ von Shaun Achor (auf Englisch) anzuschauen. Der Vortrag gibt einige Denkanstöße, wie sich ein schrecklicher Job besser aushalten lässt. Dabei lernen Sie, wie Sie mit Ihren eigenen Erfahrungen besser umgehen können.
Keine Zeit, den Vortrag anzuschauen? Hier sind die wichtigsten Tipps im Überblick:
- Schicken Sie sich selbst jeden Morgen eine E-Mail, in der Sie aufschreiben, wofür Sie an diesem Tag dankbar sind.
- Nehmen Sie sich Zeit für kurze Meditationspausen.
- Bereiten Sie Ihren Kollegen durch aufmerksame Gesten eine Freude. So können Sie die Arbeitsatmosphäre schnell verbessern.
„Ändern Sie Ihre Denkweise! Wenn wir uns statt auf etwas Negatives auf etwas Positives konzentrieren, kann das schon einen riesigen Unterschied ausmachen", sagt Lewis. So macht die Arbeit vielleicht wieder etwas mehr Spaß.
4. Kümmern Sie sich um Ihr Wohlbefinden
- Denken Sie darüber nach, was Sie außerhalb der Arbeit glücklich macht. „Ihre Karriere ist ein bedeutsamer Teil Ihrer Selbst“, erklärt Lewis. „Aber auch andere Dinge machen Ihre Identität aus. Unternehmen Sie öfter etwas, das Ihnen Freude bereitet.“ Das kann ein Abendessen, eine Wanderung oder ein Kinobesuch mit Freunden sein. Tun Sie sich etwas Gutes, um sich von der Arbeit abzulenken. Schon das Lesen eines guten Buchs kann ein Glücksgefühl hervorrufen.
- Verbringen Sie nicht mehr Zeit als nötig im Büro. Wenn Sie Ihr Arbeitspensum für den Tag erledigt haben, gibt es keinen Grund, abends Überstunden zu machen oder am nächsten Morgen extra früh im Büro zu erscheinen.
- Behalten Sie Ihren Frust nicht für sich. „Wenn niemand weiß, dass Sie im Job unglücklich sind, dann kann Ihnen auch keiner helfen“, rät Lewis. Ihre Sorgen mit jemandem zu teilen, kann eine schwere Last von Ihren Schultern nehmen. Vertrauen Sie sich am Arbeitsplatz jedoch nur Personen an, auf die sie sich wirklich verlassen können.

5. Planen Sie Ihre Kündigung sorgfältig
Sie sehen Ihren Traumjob noch nicht am Horizont, aber möchten trotzdem kündigen? In diesem Fall ist eine sorgfältige Planung das A und O.
„Berechnen Sie genau, wie viel Geld Sie brauchen, um Ihren derzeitigen Job zu kündigen, ohne ein neues Jobangebot in Aussicht zu haben", rät Lewis.
Dabei sollten Sie diese zwei Szenarien in Betracht ziehen:
- Das ‚Notfallszenario’, in dem Sie zur Not bei Familie oder Freunden unterkommen.
- Das Modell der ‚Selbstregulierung’, in dem Sie Ihren derzeitigen Lebensstandard mehr oder weniger beibehalten. Dabei leben Sie von Ersparnissen, bis Sie eine neue Stelle finden.
Haben Sie niemanden, bei dem Sie vorübergehend wohnen können oder besitzen Sie nicht genügend Ersparnisse für die zweite Option?
In diesem Fall schlägt Lewis vor, sofort mit dem Aufbau eines Sicherheitsnetzes zu beginnen. Das bedeutet: Regelmäßig einen kleinen Geldbetrag beiseite zu legen, um immer mehr anzusparen. „Selbst 10 Euro pro Woche sind ein toller Anfang. Dieser Puffer ermöglicht Ihnen mehr Entscheidungsfreiheit, wenn Sie tatsächlich kündigen.“
6. Holen Sie sich passende Hilfe
„Gerade in belastenden Lebensphasen sehen wir manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht“, sagt Rahe-Helmerichs.
„Neben dem emotionalen Beistand durch Freunde und Familie kann Ihnen dann der Blick von außen durch einen Coach oder Berater weiterhelfen.“ Die Aufgabe eines Job- oder Bewerbungs-Coaches ist es, gemeinsam mit Ihnen Wege zu Ihrem beruflichen Glück zu finden.
Extra-Tipp
„Wenn Sie arbeitssuchend oder von Arbeitslosigkeit bedroht sind, haben Sie sogar die Möglichkeit zu einem kostenfreien Einzel-Coaching, welches zu 100 Prozent durch den Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein (AVGS) gefördert wird“, rät Rahe-Helmerichs.
Fazit
Und wo ist nun der Lichtblick? Lewis betont, dass Sie letztendlich mehr Entscheidungsfreiheit haben als Sie denken - auch wenn es so scheint, als steckten Sie fest.
„In 99 Prozent aller Fälle ist Kündigen eine Option, selbst wenn dies zu einer unbequemen Situation führt. Übernehmen Sie die Regie und versuchen Sie Wege zu finden, um Ihre Lage zu verbessern oder komplett zu ändern.“
Letztlich liegt die Verantwortung bei Ihnen, etwas zu verändern, wenn Ihnen Ihre Arbeit keinen Spaß macht.
Gelingt es Ihnen nicht, mit einer positiven Denkweise mehr Zufriedenheit zu erlangen, indem Sie zum Beispiel Ihren persönlichen Interessen nachgehen?
Dann machen Sie sich klar, dass Sie aktiv auf eine Situation hinarbeiten können, in der es Ihnen möglich ist zu kündigen und nach einer neuen Stelle zu suchen.
Sie sind von Ihrem Job enttäuscht?
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Christian B. Rahe-Helmerichs
Christian B. Rahe-Helmerichs ist Bewerbungscoach und Partner verschiedener Blogs und Medien, wie etwa dem SWR3. Er hat ein Buch zum Thema Ehrlich bewerben veröffentlicht und betreibt außerdem einen Podcast für Quereinsteiger:innen und ehrliche Bewerber:innen.
