Schon als Kind müssen Sie wissen, was Sie später einmal werden wollen – sonst wird das nichts. Dann studieren Sie und arbeiten sich 40 Stunden die Woche in Ihrem Lieblingsjob hoch, bis Sie ganz oben sind, und zwar ohne Unterbrechung.
Auch wenn sich durch globale Trends viel ändert am Arbeitsmarkt, gilt das oben genannte Szenario immer noch als Musterkarriere. Vielerorts werden diese traditionellen Karriereratschläge noch immer gepredigt, ohne dabei über den Tellerrand zu schauen.
Zum Glück gibt es viele Personaler, die mit der Zeit gehen und auch an unkonventionellen Lebensläufen interessiert sind. Quereinsteiger, Spezialisten und Selbstständige sind heute ebenso gefragt wie Bewerber mit klassischem Werdegang.
Wir haben 15 Experten zu veralteten Karriere-Mythen befragt. Die Antworten inspirieren und machen Mut, seinen eigenen Karriereweg zu gehen – ganz egal, ob dieser nun ins klassische Muster passt oder nicht.
“Tu was du liebst, und du wirst keinen einzigen Tag in deinem Leben arbeiten”
Dieser Karrieretipp schadet leider meist mehr als er nutzt, weil ihm eine völlig unrealistische Erwartungshaltung zugrunde liegt - vor allem bei Leuten, die sich für viele Dinge interessieren und mehr als eine Sache gut können. Der Druck, den EINEN heiß und innig geliebten Job zu finden, führt früher oder später zur herben Enttäuschung. Denn selbst im tollsten Job der Welt gibt es Tage, die anstrengend sind und sich durchaus wie Arbeit anfühlen. Wichtiger ist es daher, darüber zu reflektieren, was einem von Natur aus liegt und woran man bei sich selbst noch arbeiten kann. Dann tun sich auch im Job viel mehr Möglichkeiten auf.
Katja Bauer
Partnerin und Personalberaterin
i-potentials.de
“Man muss seinen Job lieben, um gut darin zu sein”
Seit ich denken kann, haben mir irgendwelche Leute immer erzählt, man müsse beruflich lieben, was man tut, sonst könnte man keine gute Arbeit leisten. Ich habe in allen meinen Jobs stets hervorragende Arbeit abgeliefert, wie mir auch in allen Dienstzeugnissen bestätigt wurde, aber ich habe nie wirklich geliebt, was ich beruflich getan habe. [...]
Ich bin der Überzeugung, mit einer professionellen Einstellung kann jeder von uns seine Arbeit sehr gut machen – egal welche. Sogar dann, wenn sie einem keine wirkliche Freude bereitet. Die Glücksgefühle kann man sich schließlich auch woanders holen. Ich persönlich liebe meine Familie und meine Freunde. Bei ihnen tanke ich auf, da empfinde ich ‚Moments of Excellence‘, die mich beflügeln. Manchmal reicht schon ein kleiner besonderer Glücksmoment am Wochenende, um mich voller Leichtigkeit durch die ganze Arbeitswoche zu tragen, ganz egal wie nervig sie auch sein mag. Mir persönlich hilft es sogar, eine gewisse Distanz zur Arbeit zu haben und mir die Liebe für den privaten Kosmos aufzuheben.
Ich habe meine persönliche Haltung in meinem Buch „Liebe dein Leben und NICHT deinen Job“ auf den Punkt gebracht. [...] Mit Ausnahme der Selbstständigen ist Funktion und Macht im Angestelltenverhältnis eben lediglich temporär geliehen. Daher sollte man aus meiner Sicht professionell immer einen ganz hervorragenden Job machen, aber nie vergessen, dass es außerhalb noch ein sehr liebenswertes Leben gibt. Und das dauert länger als jeder Job.“
Frank Behrendt
Senior Advisor Serviceplan-Gruppe, Bestseller-Autor und Redner
frankzdeluxe.de
"40 Stunden sind die ideale Arbeitswoche"
Obwohl ca.140 Jahre alt, gilt dieser Mythos heute noch als Norm. In manchen Firmen besteht sogar ein regelrechter Wettkampf um Arbeitszeit. 60 Stunden und mehr sind nicht selten, um Macht und Karriere-Motivation zu demonstrieren. Aber bedeutet mehr Arbeitszeit wirklich mehr Leistung?
Persönlich rate ich dringend von dieser nicht mehr zeitgemäßen Einstellung ab. Ich plädiere für weniger quantitative Arbeits- und mehr qualitative Lebenszeit, am Arbeitsplatz und privat.
Dass genau dies möglich ist, bestätigen erste Studien, z.B. aus Skandinavien, bereits eindrucksvoll: Menschen in Teilzeitmodellen mit 25-32 Stunden sind viel motivierter und gesünder und machen mit deutlich mehr Konzentration und Effizienz ihren Job.
Weniger Stunden bedeuten also nicht weniger Leistung oder weniger Geld, sondern viel mehr Lebensqualität und damit einen klaren Win-win für Mitarbeiter und Unternehmen. Übrigens: In Deutschland besteht nach §9a TzBfG sogar ein gesetzlicher Anspruch auf Teilzeit. Letztere ist aber nur eine von vielen Veränderungen, die unsere Arbeitswelt dringend braucht.
Jana Weis
Karrierecoach und Führungskräftetrainer
jana-weis-coaching.de
[Ähnlich: 4-Tage-Woche: Das Arbeitsmodell der Zukunft?]
"Ein Unternehmen muss wie eine gut geölte Maschine laufen"
Organisationen werden durch Menschen zum Leben erweckt. Wir Menschen sind keine Komposition lebloser Zahnräder, sondern lebendige Organismen: Wir haben ein Leben neben der Arbeit, werden krank, bekommen Kinder, pflegen Familienangehörige, haben innovative Ideen, helfen Kolleg*innen, binden Kund*innen und Lieferant*innen ans Unternehmen, zeigen außergewöhnlichen Einsatz, wenn wir motiviert sind.
Menschen sind keine planbaren Ressourcen (weder Mitarbeiter*innen noch Management). Wir alle brauchen eine Arbeitswelt, in der wir uns mit unserer Einzigartigkeit entfalten können - die uns nicht demotiviert. Diese Umfelder zu schaffen ist eine - wenn nicht DIE - zentrale Herausforderung von moderner Führung.
Vera Strauch
Beraterin, Business-Trainerin, Speakerin und Podcast-Host
female-leadership-academy.de
“Karriere macht, wer aufsteigt”
Karriere-Mythos: Erfolg im Beruf definiert sich ausschließlich durch Aufstieg in der Hierarchie: Vom Junior zum Senior, vom Mitarbeiter zur Führungskraft, vom Teamleiter zum Bereichsleiter. Größere Budgets, mehr Personalverantwortung, mehr Gehalt, mehr Einfluss und Status. Karriere führt immer nur nach oben.
Daran glaube ich: Karriere ist die berufliche Entwicklung eines Menschen entsprechend seiner Werte und Ziele im Beruf in einer bestimmten Lebensphase. Karriere ist heute mehr als Leiter klettern, auch der bewusste Schritt zurück oder zur Seite können eine gesunde Karriere sein. Denn das, was uns im Beruf wichtig ist, verändert sich im Laufe eines Lebens. Mit Anfang 20 haben wir andere Ziele im Job als mit Mitte 50, denn unsere persönlichen Wertvorstellungen haben sich gewandelt. Wer dem Karriere-Mythos „Karriere macht, wer aufsteigt“ so hinterherläuft, der läuft Gefahr, sich zu verrennen.
Mein Tipp aus der Karriereberatung: Machen Sie regelmäßig ein Update Ihrer Werte im Beruf und passen Sie Ihre Karriereentwicklung gezielt daran an. Vielleicht ist es gut und wichtig, in bestimmten Lebensphasen einen Schritt kürzer zu treten und beispielsweise Führungsverantwortung abzugeben (Downshifting), vielleicht ist auch die Entwicklung temporär in eine Projekt- oder Experten-Rolle sinnvoll. Karriere macht heute nicht, wer fremdbestimmt aufsteigt, sondern wer als Chef des eigenen Lebens über seine berufliche Entwicklung bewusst entscheidet.
Dr. Bernd Slaghuis
Karriere- und Business-Coach
bernd-slaghuis.de
“Lücken im Lebenslauf sollten unbedingt vermieden werden”
Karriere ist kein Marathon. Wer in Rekordzeit durch Abi, Studium und Erstjob powert, brennt irgendwann aus. Viele finden sich dann irgendwann im berühmten Hamsterrad wieder. Pausen einlegen und reflektieren hilft einem, das Hier und Jetzt zu genießen und sich ebenso auf die Zukunft zu freuen.
Unentschlossenen Abiturienten kann ein Gap Year zum Beispiel die notwendige Klarheit bringen. Wer unzufrieden im jetzigen Beruf ist, sollte wissen, dass dies der erste Schritt in die richtige Richtung ist.
Hierbei können Reisen wunderbar helfen. Etwas Abstand nehmen, fremde Denkmuster kennenlernen und aus dem Alltag ausbrechen, schafft eine ganz neue Perspektive. Manchmal arbeitet man auf eine Sache hin, ohne genau zu wissen wieso und wohin es überhaupt gehen soll. In der Ruhe liegt die Kraft, um sich wieder neu zu orientieren und Antrieb für neue Projekte zu gewinnen.
Marlene Schimanski
Gründerin und Karrierecoach
auslandskarriere.de, englische-karrieremanufaktur.de
“Ein Lebenslauf darf keine Lücken haben”
Noch immer hält sich leider die Annahme, dass ein Lebenslauf lückenlos sein muss. Viele befürchten gar, dass sie keine oder zumindest schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, weil sie die eine oder andere Pause gemacht haben.
Es mag vereinzelt noch Personalentscheider geben, die auf einen durchgängigen Lebenslauf achten, aber diese Anforderung ist aus meiner Sicht nicht mehr zeitgemäß. Wir verändern uns im Laufe unseres (Berufs-)Lebens und damit auch unsere Wünsche und Ziele. Ein Beruf, der vor 5 oder 10 Jahren noch mein Traumjob war, muss es heute nicht mehr sein.
Immer mehr Menschen haben den Wunsch, sich beruflich neu zu orientieren. Andere nehmen eine Auszeit, um Verwandte zu pflegen, Zeit mit ihrer Familie zu verbringen, sich persönlich weiterzuentwickeln oder einfach, um sich zu erholen. Warum sollte das falsch sein? Im Gegenteil: es ist sehr schwer, sich seiner Wünsche und Bedürfnisse bewusst zu werden, wenn man im „Hamsterrad“ sitzt. Dann braucht es einen Stopp, um sich zu sammeln und mit frischer Energie und neuen Zielen wieder durchzustarten.
Wenn ich nach Lücken in meinem Werdegang gefragt werde, sollte ich einfach ausführen, was diese Zeit mir ganz persönlich gebracht hat. Unabhängig davon, ob die Pause selbst gewählt oder unfreiwillig war – sie ist ein unabänderlicher und manchmal notwendiger Bestandteil meines Berufslebens und hat zu meiner persönlichen Weiterentwicklung beigetragen.
Katja Rietdorf
Business Coach & Karriere-Beraterin
rieview.de
"Heute gibt es so viele Möglichkeiten"
Die Wahrheit: Heute gibt es so viele Möglichkeiten, Geld auszugeben für sinnlose Abschlüsse, Weiterbildungen, Kurse und Zertifikate. Das bedeutet aber nicht, dass man sich damit eine berufliche Perspektive aufbaut. Vieles taugt gut als Hobby, aber nicht, um den Lebensunterhalt zu erwirtschaften - was ja Sinn des Berufs ist.
Insofern immer daran denken: Der schönste Kurs ersetzt keinen beruflichen Plan. Ein beruflicher Plan führt zu einem Beruf, mit dem man seinen Lebensunterhalt erwirtschaftet.
Uta Glaubitz
Berufsberaterin
berufsfindung.de
“Du musst der/ die Beste sein”
Liest man Stellenanzeigen, entsteht häufig der Eindruck, der/ die Besten werden gesucht. Das stimmt in der Regel nicht, denn es wird nicht einfach der/ die Beste gesucht, sondern derjenige, der am besten zur jeweiligen Organisation oder zum jeweiligen System passt.
Brigitte Scheidt
Karriereberaterin und Diplompsychologin
brigittescheidt.de
“Der Beste bekommt den Job”
Deutschland zählt ca. vier Millionen Unternehmen und damit potenzielle Arbeitgeber. Ein kleiner Teil, ca. 0,3 Prozent sind Konzerne. Diese verfügen über funktionierende Personalabteilungen. Die restlichen 99,7 Prozent sind Klein- oder mittelständische Unternehmen. Diese weisen in seltenen Fällen über eine HR-Abteilung vor. Die Personaladministration wird häufig von der Assistenz der Geschäftsführung wahrgenommen.
Nun wird es spannend, denn die Bewerbungen treffen ein. Es können mal 30 Rückmeldungen kommen, aber auch 300 oder mehr. Wenn kein Prozess definiert ist, werden vielleicht die ersten 15 Bewerbungen ausgedruckt und der Fachabteilung weitergegeben. Diese lädt drei Kandidaten ein und hofft, dass „der Richtige“ dabei ist.
In machen Unternehmen integrieren die Entscheidungsträger das Team bei der Auswahl des neuen Mitarbeiters. Der Fachbereichsleiter ist vielleicht ein hervorragender Controller, aber nicht unbedingt geschult im Führen von Interviews. So kann es sein, dass am Ende derjenige den Job bekommt bei dem ein „Klick“ der Sympathie vorhanden war.
Welche Lektionen können vor diesem Hintergrund hilfreich sein bei der Bewerbung?
Schnell schlägt langsam
Kamen früher die „guten“ Bewerbungen erst nach einer Woche oder 10 Tagen, ist es heute wichtig, recht schnell präsent zu sein. Das Risiko ist gegeben, dass sonst die Bewerbung gar nicht angeschaut wird.
Form und Inhalt zählen
Eine Bewerbung soll nicht nur über den Inhalt überzeugen, sondern auch von der Optik her. Schriftart, Schriftgröße, ein schönes Bewerbungsbild, Absätze und kurze Sätze sind im Zweifelsfall genauso wichtig wie der Werdegang.
Kompetenzen müssen sichtbar werden
Wer lediglich kundtut was er gemacht hat, aber nicht wie, überzeugt nicht. Kompetenzen müssen sichtbar werden, Erfolge dokumentiert, Leistungen beispielhaft beschrieben.
Den verdeckten Arbeitsmarkt erschließen
Wer sich auf dem offenen Arbeitsmarkt bewegt, steht immer im Wettbewerb. Die Agentur für Arbeit meint, dass 65 Prozent aller Stellen nicht ausgeschrieben werden. Entwickeln Sie eine Strategie, wie Sie sich auf die Jobs bewerben, die Sie nicht sehen können. Dazu gehört die initiative Kontaktaufnahme zu Unternehmen und Personalvermittlern, das Erstellen eines guten digitalen Businessprofils bei z.B. LinkedIn oder auch das Hinterlegen von Bewerbungsunterlagen bei Lebenslaufdatenbanken.
Bewerbungszeitraum einplanen
Meine Beobachtung über alle Bewerbungen hinweg (dabei soll es sich um einen Richtwert handeln, nicht um eine Statistik): Aus ca. 10 Bewerbungen erfolgt ein weiterführendes Interview. Aus ca. 10 Bewerbungsgesprächen folgen bei guter Qualifikation ca. drei bis vier Arbeitsverträge.
Vincent Zeylmans
Karriere-Coach und Outplacement-Berater
Zeylmans.de
“Guter Arbeitsmarkt = schneller Bewerbungserfolg”
Eine niedrige Arbeitslosenquote, Berichte über Fachkräftemangel und unbesetzte Ausbildungsplätze: Viele meiner Klienten sind zu Beginn ihrer Outplacement- oder Karriereberatung davon überzeugt, schnell und ohne große Anstrengung wieder einen Job zu finden. Umso größer ist dann die Ernüchterung und oft auch die Enttäuschung, wenn sie feststellen, dass es nicht gereicht hat, mal hier und da eine Bewerbung zu schreiben, oder wenn auch die Hinweise von Bekannten auf freie Positionen nicht zum Arbeitsvertrag führen.
Die Gleichung „guter Arbeitsmarkt = schneller Bewerbungserfolg“ geht nicht auf: Unternehmen achten auch in einem engen Markt weiter auf eine genaue Passung der Kandidaten zum Anforderungsprofil der jeweiligen Position. Für Bewerber bedeutet dies, dass sie die Jobsuche immer strategisch angehen sollten. Jobsuche und Netzwerkaufbau erfordern immer Arbeit – auch bei einer für die Kandidaten sehr guten Situation auf dem Arbeitsmarkt.
Julia Siems
Head of Operations Excellence & People Development
rundstedt.de
“Wer fleißig ist, ist erfolgreich”
Fleiß alleine reicht schon lange nicht mehr aus, um erfolgreich zu werden. Vielmehr geht es inzwischen darum, für sich herauszufinden, wie die eigene Kraft im Beruf eingeteilt wird. Mehr Fleiß bringt nicht mehr Anerkennung. Mehr Fleiß führt häufig dazu, dass wir aus den Augen verlieren, was uns wichtig ist. Wenn es also nicht Fleiß ist, was ist es dann?
Für uns sind es vor allem folgende Punkte: Gute Qualität liefern, mit der man selbst und der andere zufrieden ist. Auf Augenhöhe gehen, aufzeigen was die eigene ehrliche Meinung ist zu einem Thema und diese nicht aus "Respekt" zu verschweigen. Kritisches Reflektieren, ob die eigenen Herangehensweisen so sinnvoll sind oder man diese anpassen und weiterentwickeln kann. Mutig sein, um auch Dinge zu wagen, die schief gehen können. Hierbei lernen wir häufig am meisten, was uns schnell einen Wissensvorsprung bringt.
Lernen, lernen, lernen – um neue Möglichkeiten zu erkennen, die den Fleiß ersetzen können, z.B. das Weglassen einzelner Schritte und das gleichzeitige Erlangen eines besseren Ergebnisses. Wichtig ist auch erst einmal herauszufinden, was “Erfolg” für einen selbst überhaupt bedeutet. Wir empfehlen immer genau zu schauen, was man selbst wirklich, wirklich will und wie man selbst für dieses Ziel am geschicktesten den eigenen Fokus wählt. Auf diese Weise geht man das Thema dann strategisch an und arbeitet viel ressourcenschonender.
Anna und Nils Schnell
Modern Work Experten
mowomind.com
“Mit über 50 findet man nichts mehr auf dem Arbeitsmarkt”
Diese Aussage ist so nicht richtig. Fakt ist, dass die Chancen auf einen gelingenden Jobwechsel mit zunehmendem Alter sinken. Allerdings finden auch ca. 3⁄4 aller Menschen zwischen 50 und 54 Jahren einen neuen Job .*
Was sich drastisch ändert, ist die Zeit, die Jobsuchende in höherem Alter benötigen, um einen neuen Job zu finden (während über die Hälfte der Menschen im Alter bis zu 50 Jahren innerhalb von 6 Monaten einen sozialversicherungspflichtigen Job finden, benötigen Menschen im Alter von 55 Jahren oder älter erheblich länger). Weiterhin sind die Chancen auf einen neuen Job 50+ abhängig vom Bildungsgrad (Akademiker haben wesentlich größere Chancen als Ungelernte) und der Branche.
Bedeutung erlangt auch das Thema Digitalisierung. Im Zuge zunehmender Digitalisierung ändern sich die Anforderungen an bestehende Jobs, einerseits entstehen neue Jobs, andererseits fallen andere weg. Damit korrespondiert, dass viele Unternehmen – neben gesundheitlichen Einschränkungen – vor allem unzureichende IT-Kenntnisse als zentrale Hindernisse bei der Neueinstellung von Menschen im Alter über 50 betrachten.
Fazit: (Gesunde) Jobsuchende über 50 mit guter Ausbildung und aktuellen Kenntnissen (insbesondere im Bereich IT/Digitalisierung) haben aktuell gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Dies kann ich aus meiner Arbeit mit Jobsuchenden 50+ anhand zahlreicher positiver Beispiele bestätigen.
*Laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) finden ca. 80 Prozent der Erwerbstätigen im Alter zwischen 47 und 49 Jahren innerhalb von 2 Jahren wieder eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, hingegen nur zwischen 58 und 66 % der Menschen zwischen 55 und 57 Jahren. Quelle: IAB- Kurzbericht 11/2018
Melanie Schumacher
Karriereberaterin, Coach und Trainerin für Unternehmen und Einzelpersonen
karriere-und-perspektiven.de
„Mit 50+ bist du zu alt für einen beruflichen Wechsel“
Im Zuge unserer Beratungen zur beruflichen Neuorientierung erleben wir immer wieder, dass Menschen über 50 den Glaubenssatz pflegen, zu alt zu sein für einen beruflichen Wechsel. Das ist definitiv nicht der Fall – gut geplant und gezielt vorbereitet kann man sich auch mit 50+ beruflich noch einmal neu erfinden.
Vorausgesetzt ist, dass man an sich glaubt, selbstreflektiert ist und einen guten Plan hat. Wer sich selbst zu lange einredet, dass nichts mehr geht, strahlt das auch aus und wird keinen Arbeitgeber von sich überzeugen. Daher ist es wichtig, bei sich selbst anzufangen und an der eigenen positiven Einstellung für berufliche Veränderungen zu arbeiten. Nur wer an sich selbst glaubt, wird auch andere überzeugen können!
Claudia Michalski
Geschäftsführende Gesellschafterin, OMC OpenMind Management Consulting
omc-berlin.de
„TEAM – Toll ein anderer macht´s“
Teamarbeit hatte lange ein schlechtes Image, auch wenn Unternehmen stets „Teamplayer“ suchen. Wunsch und Wirklichkeit klafften auseinander. Das hat sich in einigen Unternehmen geändert. Teams sind heute Keimzellen von Innovation und Veränderung. Karriereegoisten sind immer weniger gefragt.
Dabei hat die Teamarbeit der alten Arbeitswelt nichts mehr mit der der neuen zu tun. Es geht nicht mehr um soziales Miteinander, bei dem am Ende der Unsozialste als Top-Performer dasteht. Vielmehr geht es um gemeinsames Ringen um gute Lösungen, um gemeinsames Entscheiden und Weiterentwickeln. Ziele sind wichtig, aber ohne Sinn und Stärkenorientierung geht so eine Teamarbeit nicht.
Ein gutes Team lässt Faulenzen nicht zu. Jeder weiß, was er oder sie beiträgt. Allerdings braucht es, damit dieses Team-Bild zum Leben erwacht, eine wirklich gute Teamarchitektur. 4,7 Personen seien optimal, behaupten wissenschaftliche Studien. Tatsächlich sind kleine Einheiten am besten geeignet, Teamspirit erblühen zu lassen.
Svenja Hofert
Teamexpertin und Bestsellerautorin
teamworks-gmbh.de