In Zeiten massiv veränderter Rahmenbedingungen wird in allen Firmen vieles auf den Prüfstand gestellt. Das betrifft auch die Unternehmenskultur, die auch in der Krise nicht leiden sollte
Jedes Unternehmen hat seine eigene Leitkultur, seine Werte und Regeln. Sie machen ein Unternehmen unverwechselbar, beeinflussen die interne Atmosphäre und das Image nach außen. Kurzum: Sie machen es zu dem, was es ist. Die Unternehmenskultur ist mitentscheidend dafür, wie attraktiv ein Arbeitgeber ist, ob Beschäftigte dort gerne und über viele Jahre arbeiten und wie der Ruf am Markt ist.
Doch wie sieht es in einer Zeit aus, in der plötzlich völlig neue Regeln gelten und viele Entscheidungen gar nicht mehr im Unternehmen selbst getroffen werden, sondern von außen auferlegt werden?
Wichtig ist, dass Sie Ihre Leitsätze nicht mit einem Mal über Bord werfen. Spielt Teamarbeit in Ihrem Unternehmen eine elementare Rolle, überlegen Sie, wie Sie diese weiter fördern können. Auch, wenn Ihre Beschäftigten nun aus dem Homeoffice heraus tätig sind. Natürlich fallen regelmäßige Präsenz-Meetings jetzt aus. Doch es gibt Alternativen: Online-Meetings bringen ebenfalls alle Teammitglieder - zumindest virtuell - an einen Tisch und ermöglichen einen intensiven Austausch.
New Work kann nicht auf Knopfdruck funktionieren
Mit einer schweren Krise wird die Unternehmenskultur auch vielfach auf den Prüfstand gestellt und verlangt Anpassungen und Neuerungen. So kann zum Beispiel Remote Work für ein sehr traditionelles Unternehmen, bei dem Telearbeit oder Homeoffice nur sehr selten oder gar nicht üblich waren, eine Option sein. Plötzlich müssen von jetzt auf gleich neue Ideen im Unternehmen ankommen. Das ist nicht immer einfach, weil Arbeitgeber ins kalte Wasser geworfen werden. Aber es kann auch eine Chance zur Weiterentwicklung der Firmenkultur sein.
Machen Sie sich jedoch bewusst, dass Sie nichts übers Knie brechen können. Sicherlich wird es in jeder Krise einige Zeit dauern, bis sich neue Leitlinien etabliert und tatsächlich in den Köpfen aller durchgesetzt haben. Es gibt in einer Belegschaft immer viele unterschiedliche Geschwindigkeiten beim Anpassen an neue Situationen. Als Personalverantwortliche können Sie Ihre Beschäftigten dabei jedoch auf vielfältige Weise unterstützen. Geht es beispielsweise um Remote Work, benötigen besonders die Mitarbeiter eine gute Führung, für die die technischen Gegebenheiten neu und die Arbeit alleine von zuhause, ungewohnt ist. Sorgen Sie von Unternehmensseite dafür, dass alle notwendigen, technischen Mittel verfügbar sind. Die Bereitstellung von Laptops mit Webcam und Mikrofon ist dabei ebenso selbstverständlich wie das Nennen von Ansprechpartnern, wenn die Beschäftigten Support rund um technische Fragen benötigen.
Sicherheit geben und Mitarbeiter begleiten
Auch dass plötzlich das eigenverantwortliche und selbstorganisierte Arbeiten viel stärker gefordert wird, kann Beschäftigten, die ansonsten eine starke Führung erleben, erst einmal Sorgen bereiten. Wichtig ist darum, dass auch Sie weiterhin als Ansprechpartner für Ihre Mitarbeiter da sind. Bieten Sie ihnen verschiedene Kontaktmöglichkeiten an, etwa via Telefon, E-Mail oder Videocall.
Der umgekehrte Fall tritt übrigens ein, wenn eine Firmenleitung in Zeiten der Krise plötzlich vom vertrauensvollen Miteinander auf strenge Top-down-Ansagen umschwenkt. Dieses ist zwar verständlich angesichts des Drucks, der gerade auf dem Führungspersonal lastet - zu einer Verbesserung der Situation tragen forsche Anordnungen erfahrungsgemäß nicht bei. Auch hier gilt es darum, Ruhe zu bewahren und damit gegenseitigen Respekt und Verständnis zu stärken.
Transparente Kommunikation für offene Unternehmenskultur
Dasselbe gilt natürlich auch, wenn Ihr Unternehmen infolge der Krise in wirtschaftliche Engpässe gerät und Kurzarbeit oder Entlassungen drohen. Dann ist eine transparente Kommunikation nach innen und außen enorm wichtig - und verändert damit auch Ihre Unternehmenskultur auf eine positive Weise.
Das gilt ebenso für das Thema Wertschätzung. Für Beschäftigte, die trotz sehr außergewöhnlicher Bedingungen dafür sorgen, dass der Betrieb der Firma weiterhin zuverlässig läuft, sollten Sie Bonus-Zahlungen oder sonstige Benefits einplanen. Natürlich nur, wenn Sie sich diese finanzielle Zusatzbelastung auch leisten können.
Doch es kommt auf die Geste an. Wertschätzung lässt sich auch auf andere Weise ausdrücken: Ein ehrliches Lob, das Sie Ihren Mitarbeitern aussprechen, motiviert und fördert die Loyalität, die auch und insbesondere in Krisenzeiten unerlässlich ist. (Und der Bonus wird auch ein Jahr später gerne in Empfang genommen)
Auch nach außen können Sie zeigen, wie gut Sie tatsächlich für Ihre Beschäftigten sorgen, wie flexibel und innovativ Sie in Zeiten der Krise sind - dies hat sicherlich auch einen Effekt für die Wahrnehmung von potenziellen neuen Talenten und Fachkräften. Informieren Sie deshalb auch in schwierigen Lagen öffentlich über Änderungen, Initiativen und Ideen aus Ihrem Unternehmen, auf Ihrer Website, über Social Media oder auf Ihrem Glassdoor-Profil.
Unternehmen, die angesichts veränderter Bedingungen strategisch klug umdenken und ihre Kultur verändern, können somit sogar als Profiteure aus diesen herausfordernden Situationen hervorgehen. Vielleicht nicht unbedingt in finanzieller Hinsicht. Aber was das Image betrifft auf jeden Fall.