Spätestens jetzt, da der Medizin-Nobelpreis an Schlafwissenschaftler verliehen wurde, ist es an der Zeit, sich mit dem Thema Schlaf auseinanderzusetzen. Im Jahr 2017 ging der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin an Jeffrey C. Hall, Michael Rosbash und Michael W. Young für deren Erkenntnisse im Bereich Molekularmechanismen, die den Biorhythmus kontrollieren.
Ihre Forschung zeigt, dass das Wohlsein beeinträchtigt wird, wenn es einen temporären „Mismatch“ zwischen unserer externen Umgebung und der internen biologischen Uhr gibt. Die Studien geben Hinweise darauf, dass eine chronische Fehlanpassung unseres Lifestyles und unserer von unserer inneren Uhr kontrollierten Biorhythmus mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Krankheiten assoziiert ist.
Diese Erkenntnisse stehen im Einklang mit Untersuchungen des Centers for Disease Control, die zeigen, dass ein Mangel an Schlaf mit Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleibigkeit und Depression im Zusammenhang steht. Gesunde Mitarbeiter sind wichtig, aber wie sieht es mit Produktivität aus? Eine Studie aus dem Jahr 2017 deckte auf, dass zwei aufeinanderfolgende Nächte mit jeweils weniger als sechs Stunden Schlaf zu einer niedrigeren Leistungsfähigkeit führen, die über sechs Tage reicht.
Und Glassdoors eigene Studien zeigen, dass Mitarbeiter sich mehr Schlaf wünschen. Die National Sleep Foundation empfiehlt 7 bis 9 Stunden Schlaf pro Nacht. 74 Prozent aller befragten Glassdoor-Mitarbeiter (Vollzeit und Teilzeit) sagen jedoch, dass sie im Durchschnitt nur 6,9 Stunden Schlaf bekommen. 66 Prozent der Befragten sagen, dass sie bessere Mitarbeiter wären, wenn sie mehr schlafen würden. Im Vergleich zu den 45 bis 64-jährigen (59 Prozent) ist dies besonders bei jüngeren Mitarbeitern zwischen 18 und 44 Jahren ausgeprägt (73 Prozent). Stolze 87 Prozent der Befragten sagen, dass sie von ihrem Arbeitgeber erwarten, dass er sie beim Ausgleich zwischen Arbeit und Privatleben unterstützt. Dies zeigt, dass das Thema von Unternehmen nicht ignoriert werden sollte. Wir haben ein paar Tipps gesammelt, die zusammenfassen, was Sie als Arbeitgeber für Ihre Mitarbeiter im Hinblick auf besseren Schlaf tun können.
- Informieren Sie Ihre Mitarbeiter zum Thema Schlaf
Ihre Mitarbeiter wissen möglicherweise nicht, welcher Zusammenhang zwischen Schlaf, Gesundheit und Leistungsfähigkeit existiert. Spätabendliches „Binge-Watching“ von TV-Serien schadet dem Schlaf genauso wie lange Überstunden im Büro. Schließen Sie lehrreiche Informationen in Ihren regelmäßigen Wellness-Mitarbeiterinfos ein, zum Beispiel in Form eines Newslettern. Geben Sie Ihren Chefs und Managern Hinweise darauf, wie Sie Schlaflosigkeit bei ihren direkten Teammitgliedern erkennen können (z.B. Schlechte Performance, dunkle Ringe unter den Augen, hoher Kaffeekonsum, Gewichtsveränderungen) und bitten Sie diese, betroffenen Mitarbeitern Hilfe anzubieten.
- Setzen Sie Grenzen für die Arbeit außerhalb der normalen Geschäftszeiten
Wenn ein Teammitglied ständig spät am Abend E-Mails mit To-Dos schreibt, können andere Mitarbeiter denken, dass sie zu später Stunden darauf antworten müssen. Ermutigen Sie Mitarbeiter, E-Mails zu normalen Arbeitszeiten zu versenden oder wenn nötig die Versendung für einen zukünftigen Zeitpunkt zu normaler Stunde festzusetzen. Zögern Sie nicht, auch Kunden angemessene und zumutbare Deadlines zu versprechen, anstatt Ihr Team vom Abendbrottisch hochzuscheuchen um eine Anfrage zu beantworten. Und wenn Sie als Team oder Unternehmen global tätig sind, legen Sie fest, in welchen Situationen eine Antwort außerhalb zumutbarer Arbeitszeiten in Ihrer Zeitzone erwartet wird.
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- Fördern Sie eine „Smart Work“-Kultur anstatt einer Überstundenkultur
Wenn Mitarbeiter für lange Überstunden und durchmachte Nächte im Büro Lob erhalten, werden auch andere Mitarbeiter erkennen, dass Sie nur in Ihrer Karriere vorankommen können, wenn Sie das Spiel mitspielen und Zeit für die Arbeit opfern, die sie ansonsten zu Hause mit ihren Familien oder tiefschlafend im Bett verbracht hätten. Belohnen und loben Sie Teams, die ihre Ziele pünktlich innerhalb der normalen Arbeitszeiten erreichen.
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- Ermutigen Sie Ihre Mitarbeiter Urlaub zu nehmen
Urlaubszeit und Zeit für Krankheitstage sind wichtig für Mitarbeiter, um sich zu erholen und die Batterien aufzutanken. Ganze 61 Prozent unserer in der Studie befragten Mitarbeiter geben an, dass Sie lieber arbeiten wenn sie krank sind, als einen Krankheitstag oder gar Urlaubstag zu nehmen. Solch ein Ergebnis zeigt, dass es Zeit ist, etwas zu unternehmen.
- Fördern Sie flexible Arbeitszeiten
Nicht jeder ist zu den gleichen Stunden am Tag am produktivsten. Geben Sie Ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, ihre eigenen Arbeitszeiten festzulegen, falls Ihr Geschäft es Ihnen erlaubt. Für Einige mag es einen riesigen Unterschied machen, erst um 10 Uhr morgens anzufangen, anstatt um 9 Uhr.
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- Stellen Sie Nap Rooms bereit
Bei Müdigkeit hilft manchmal schon ein 20 Minuten langes Nickerchen, um danach produktiver weiter zu arbeiten. Die Liste erfolgreicher Persönlichkeiten, die regelmäßig einen Mittagsschlaf machen, ist lang. Jedoch lässt es sich nur schwer am Schreibtisch schlafen. Geben Sie daher Ihren Mitarbeiter die Möglichkeit, sich in einem extra dafür gedachten ruhigen, abgedunkelten Zimmer hinzulegen. Nap Rooms finden sich unter anderem bei Unternehmen wie Google und PwC.
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Carmel Galvin, Chief Human Resources Officer bei Glassdoor, fasst zusammen: „Schlaf hilft uns dabei, uns körperlich zu erholen und ist kritisch für unsere kognitiven Fähigkeiten, unsere Konzentrationsfähigkeit und unsere Produktivität. Arbeitgeber können Arbeitnehmer unterstützen, indem sie sie daran erinnern, Urlaub zu nehmen und den Computerbildschirm oder das Arbeitshandy vor dem ins Bett gehen wenn möglich zu vermeiden. Jedoch tragen auch die Mitarbeiter selbst Verantwortung und sollten erkennen, dass Arbeitgeber wollen, dass sie sich um ihr Wohlbefinden kümmern.“